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Channel: Bauerfeind life » Ausgabe 03/2012
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Nachgefragt bei… Jens Blatter, Organisator des gleichnamigen Schweizer Spendenmarathons

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5.000 Kilometer in zwei Wochen quer durch Europa – diese Strecke bewältigten der Schweizer Jens Blatter und sein Team aus Radfahrern und Helfern in diesem Sommer. Alle zwei Jahre organisiert der ehemalige Elite-Amateur einen Spendenmarathon der extremen Art, um mit dem gesammelten Betrag ein Kinderhilfsprojekt in Südafrika zu unterstützen.

Jens Blatter bei einer Pressekonferenz im  Bio-Seehotel Zeulenroda.

Wie entstand die Idee für den Spendenmarathon?
Ich habe 2004 meine Karriere als Elite-Fahrer nach einem schweren Sturz und drei Tagen im Koma aufgeben müssen. Mit dem Gedanken, nie mehr Rad zu fahren, konnte ich mich allerdings nicht anfreunden. Ich wollte weiterhin Leistungssport betreiben – aber nicht mehr für Siege und für Geld, sondern einfach für einen guten Zweck.

Wie ging es danach weiter?
Im selben Jahr habe ich einen Höhenweltrekord aufgestellt, indem ich 48 Stunden nonstop einen Berg auf und ab gefahren bin und dabei 21.000 Höhenmeter überwunden habe. Dabei kam so viel Geld zusammen, dass ich mir gesagt habe, ich organisiere das jetzt alle zwei Jahre. Das war der Anfang der Benefizfahrten. Auf der Suche nach einer Werbeplattform habe ich in unserer Region ein Nachwuchsteam gegründet. Mittlerweile ist das so groß geworden, dass die Nachwuchstalente aus der ganzen Schweiz kommen.

Für welches Projekt sammeln Sie die Spendengelder?
Wir fahren vor allem für die Eduplex-Schule in Pretoria, die hörgeschädigte Kinder in den Schulalltag integriert. Die Schule wurde ursprünglich von einem Schweizer Hörgerätehersteller gebaut. Wir haben dort mit 100 Schülern angefangen. Mittlerweile erhalten dort 600 Kinder vom Kindergartenalter bis zur College-Ebene Unterstützung. Die hörgeschädigten Kinder bekommen implantierte Hörgeräte und können dann meist mit sieben oder acht Jahren zum ersten Mal etwas hören. In der Schule lernen sie sprechen und bekommen eine Ausbildung.

Mit welcher Summe können Sie die Schule in diesem Jahr unterstützen?
Im Moment haben wir 150.000 Schweizer Franken gesammelt, das ist jetzt schon neuer Rekord. Aber es kann jederzeit noch gespendet werden. Wir werden das Geld im Herbst 2013 persönlich an die Schule übergeben. Übrigens sind sowohl der Schuldirektor Jan Grobbelaar als auch der Verwaltungsratspräsident Nico Van der Merwe die letzten beiden Etappen mit uns mitgefahren.

Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte der diesjährigen Tour?
Ich bin froh, dass alle Fahrer die vielen Kilometer, Pässe und Abfahrten sturzfrei absolvieren konnten. Denn schließlich sind wir eine bunt gemischte Truppe aus Profis und Freizeitsportlern – der Jüngste ist 10, der Älteste 78 Jahre. Zu den Highlights zählen sicher die Zielankunft im Europapark Rust, die Übernachtung im Bio-Seehotel Zeulenroda, Berlin, Paris, die Alpenpässe mit Alpe d’Huez, Col du Galibier, Mont Ventoux, die große Zielankunft in Saas-Fee sowie die Besteigung des Allalinhorns. Ein ganz spezieller Moment war die Kranzniederlegung in Lommel in Belgien vor der Schule der 24 Kinder, die beim schweren Busunglück in Sierre bei uns im Wallis ums Leben gekommen sind. Vier Leute von unserem Team (inkl. mir) waren damals bei der Rettungsaktion direkt involviert. Es war ein sehr emotionaler, aber dankbarer Moment in Lommel und wir konnten Abschied nehmen von den zahlreichen Kindern.

Wie stellen Sie eigentlich Ihr Fahrer- und Helfer-Team zusammen?
Es gibt Leute im Team, die waren von Anfang an dabei und haben so was wie ein Vorkaufsrecht. Wir haben 70 Plätze, aber bei jeder Tour ungefähr 200 Anfragen. Fast jeder unserer Teilnehmer ist noch berufstätig und muss für die Tour Urlaub nehmen. Das Besondere ist, dass alle die Reise selbst bezahlen. Für die Radfahrer sind das 1200 Schweizer Franken und ungefähr 1000 Euro für die Helfer. Sie zahlen also, damit sie helfen können.

Stützstrümpfe von Bauerfeind können wie eine Massage wirken.

Wir haben Sie und die Fahrer für die Tour mit Kompressionsstrümpfen ausgestattet. Wie beurteilen Sie im Nachhinein deren Funktion?
Die Strümpfe sind sensationell. Bei 13 Stunden langen Fahrten über 300 Kilometer zogen die Fahrer als erstes die Strümpfe an und waren sehr zufrieden. Viele empfanden die Wirkung so, als hätte man gerade eine frische Massage gehabt. Ich persönlich finde die Strümpfe noch viel besser als jede Massage! Ich trainiere sogar damit, brauche sie zur Erholung und trage sie oft auch beim Arbeiten. Man hat weniger Krämpfe und Beschwerden am oberen Sprunggelenk und an der Achillessehne.

Steht schon die Tourplanung für 2014?
Nach unserer Ankunft gönnen wir uns immer einen Monat Pause und dann muss schon langsam der Ort wieder fix sein, wo wir in zwei Jahren hinfahren. Ich habe die Erfahrung gemacht, je verrückter die Tour ist, umso mehr Spenden kommen zusammen. Und das ist schlussendlich das Ziel der Veranstaltung. Im Kopf hab ich die Strecke Paris-Dakar mit dem Rad – das sind dann 10.000 Kilometer, das Doppelte dieser Tour in vier Wochen.

Bilder: Bauerfeind

Der Artikel Nachgefragt bei… Jens Blatter, Organisator des gleichnamigen Schweizer Spendenmarathons erschien zuerst auf Bauerfeind life.


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